Dienstag, 17. März 2009

Sonnenuntergangs-Universität


Die Uni ist wieder losgegangen! Und - wie eigentlich nicht anders zu erwarten war, kam gleich am ersten Tag, der morgens so schön mit der Vorlesung "Soziologie der Religionen" begonnen hatte, die Professorin für das nachmittägliche Seminar über "Altgriechische Religion" nicht. Nix, die war einfach nicht da - weder in dem Raum, in dem das Seminar stattfinden sollte, noch in ihrem Büro. Man möge mir verzeihen dass ich nach einer Stunde warten nicht auch noch bei ihr daheim vorbeigefahren bin, sondern ganz frech einfach das Weite suchte.

Das war letzten Montag. Gestern dachte ich also: Naja, vielleicht ist sie ja diese Woche da? Auch nach 6 Monaten Griechenland kommt also mein verbliebener Optimismus in solchen Dingen (oh, der war mal viel größer...) wohl noch durch. Morgens schon wollte ich zum Büro der Professorin geh'n um mich zu versichern, ob der Unterricht um 14 Uhr stattfindet. Als ich bis um 14.35 Uhr insgesamt 4 mal an ihrem Büro und 30 Minuten vor dem Seminarraum gewartet hatte, fing ich an komische Dinge zu machen. Erinnert ihr euch an den Hund auf dem Dach der Theologischen Fakultät, von dem ich schon berichtet habe? Der ist da immer noch - er wohnt wohl dort. Aber Dank meiner Kreativität, die ich während Wartezeiten offenbar aufbringe, hat er jetzt einen Namen: Ich nenne ihn - nicht ganz ohne Hintergedanken - Theophil. Ich finde, das passt zu einem Hund, der sein Leben bellend auf dem Dach einer Theologischen Fakultät verbringt, oder? Er ist jetzt jedenfalls mein Freund, und gleichzeitig Symbol dafür, dass hier an griechischen Unis irgendwas anders läuft als in der restlichen Welt - wo sonst bitte wohnen bellende Hunde auf Dächern der Unversitäten?

Letzte Woche jedenfalls war ich mit ein paar Amerikanern, die hier in der griechischen Gemeinde zu Besuch waren, am Strand: Da ist auch das schöne Bildchen oben entstanden. Angesichts der Tatsache, dass man hier innerhalb von ca. 20 Minuten Metrofahrt am Meer ist (gut, zum Baden sollte man noch etwas weiter fahren - wer schwimmt schon gern im Hafenbecken?) und solche Ausblicke genießen kann, wird man hier doch für einiges entschädigt. Irgendwie ist es zwiespältig: Zum einen ist es ein echt schönes Land. Und ja, entgegen aller Stimmen, die ich vorher gehört habe, finde ich auch Athen immer "schöner", je länger ich hier bin. Ich verstehe, wenn man hier 1-2 Wochen Urlaub macht, dass man es dreckig, laut und versmoggt findet - aber je mehr man auch die Details Athens erkennt, die Möglichkeiten die man hier (u.a. zum Reisen) hat, die kleinen Parks, die tourifreien Zonen, desto schöner wird man's hier finden (auch wenn ich definitv kein Großstadtmensch bin und vemutlich nie sein werde...). Andererseits die Mentalität, die zwar gechillt ist, aber einfach einen geregelten Tagesablauf bisweilen nicht zulässt und einfach manchmal "auf die Nerven" geht.

Mal sehn, ob ich diese Zwiespältigkeit noch überwinden kann, vielleicht hilft ja am Meer chillen. Uni jedenfalls hilft sicher nicht...Am Freitag bekomme ich jedenfalls erst mal noch ganz lieben Besuch aus Deutschland, das wird dem Chill-Projekt sehr zuträglich sein, da sicher auch das ein oder andere außerhalb Athens unternommen wird - und da ist von einer Zwiespältigkeit nicht viel zu spüren, denn auf dem Land gibt's keine Uni (zumindest nicht für mich), da gibts nur geniale Landschaften, Meer, Antike Stätten und ganz, ganz viele Chillplätze.

Meine Zeilen des Tages
Ein, Drei, Zwie und gespältigt,
vom Alltag wird man hier überwältigt.
Mal hier mal da, man weiß nicht wo?
Naja, was soll's, es ist halt so.

Langeweile? Geh foat, das sei mir fern-
Hier bin ich doch trotzdem gern!
Schön ist's, dem Leben zuträglich,
Wenn auch das Lernen nicht alltäglich.

So fröhne man der Lebenslust der Sinne.
Halte einen Moment lang inne:
Studiere an der Uni: In theologischen Dingen.
Studiere das Land: Die Leute, wie sie singen.
Und frage: Wann lern ich für's Leben?
Eben.

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